5 Jahre Memorandum -Zwischenbilanz-
07.04.2006

 

Vor genau fünf Jahren erstellte der Heimatverein Atteln ein Memorandum für die Altenau, daß von den Ortsvorstehern, Heimat- und Angelvereinen der anliegenden Dörfer und vom damaliegen Bürgermeister Manfred Müller unterschrieben wurde. Seit dem wurden zwischen Husen und Borchen einige Maßnahmen an der Altenau durchgeführt. Aber ist wirklich eine Verbesserung eingetreten oder wurde durch die Aktionen nur Augenwischerei betrieben?
Um darüber zu reden, lud der Heimatverein am Vormittag alle beteidigten Institutionen ins Pfarrheim ein.

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Ulrich Eichelmann - Volker Karthaus

Zunächst stellte Volker Karthaus vom Wasserverband Obere Lippe die Maßnahmen die an der Altenau durchgeführt wurden vor.

Dipl.Ing. Ulrich Eichelmann, der beim WWf Östereich ausschließlich mit Fließgewässern zu tun hat, beurteilte die Maßnahmen in einem zweiten Vortrag.
Er befand einige, wenige Maßnahmen als sehr gelungen, andere eher nicht und ist der Meinung, daß noch immer viel zu wenig für die Altenau getan wird.
Sein Resümee:
Wenn es so weiter geht wie bisher, werden die Ziele des Memorandums nicht erfüllt und auch nicht die rechtlichen Vorgaben der Wasserrahmen-Richtlinie.

 

Wortlaut des Memorandums:

Die Altenau soll leben
Memorandum für eine gesunde Altenau

Die Altenau ist die Lebensader unseres Altenautales. Sie prägte Landschaft und Menschen, sie ist das verbindende Element zwischen den Ortschaften und ihren Bewohnern. Sie ist geschichtlich, kulturell und ökologisch von großer Bedeutung und ein wichtiges Stück Heimat für unsere Region.

In der Vergangenheit hat die Altenau viel gelitten. Durch harte Regulierungen und Eingriffe im gesamten Flusslauf wurde sie schwer geschädigt. Bis auf wenige Reste ist sie ein monotoner, artenarmer Bach geworden, der in den Sommermonaten ab Atteln zumeist trockenfällt. Viele ehemals typische Arten wie die Forelle, Koppe, Eisvogel, Flusslibellen etc. sind heute verschwunden oder selten geworden.

In den letzten 10 Jahren ist es v.a. infolge der intensiven Auseinandersetzung um die Altenauproblematik zu einem Umdenkprozess in der Bevölkerung gekommen.

Dieser gesellschaftliche Wandel soll auch in der Natur umgesetzt werden.

Die Altenau ist uns ein Anliegen. Wir wollen, dass sie wieder gesundet. Sie soll zu einem lebendigen Bach werden, der durchgängig ist, ständig fließt und auch Fischen und Vögeln ein Zuhause bietet. Dazu sind ernsthafte Anstrengungen und Massnahmen des modernen Wasserbaus notwendig. Über diese Maßnahmen wird schon seit vielen Jahren gesprochen, aber realisiert wurde bisher noch nichts.

Deshalb fordern wir:

* Freier Fluss: Die Fische sollen von den Quellen bei Blankenrode bis zur Mündung in die Alme frei wandern können.

Die für die Fischwanderung, sowie für den Geschiebetransport hinderlichen Bauwerke sollen beseitigt oder passierbar gemacht werden. Die angedachte Umgestaltungsmaßnahme im Bereich des HWR Husen/Dalheim, soll wie mit dem Wasserverband Obere Lippe am 14. März 2000 in Kleinenberg festgelegt wurde, zur Durchführung kommen, d.h. dass hierbei zu berücksichtigen ist, dass vereinbarungsgemäß die Seefläche von jetzt 4,27 ha um max. 1000-1500 qm verringert wird. Die Wasserqualität im See muss auch nach der Umgestaltung gewährleistet sein.

* Renaturierung: Die Altenau soll wieder mehr Platz bekommen!

Renaturierungen entlang des gesamten Bachlaufes sind zu forcieren und umzusetzen. Wo immer möglich, soll die Altenau wieder breiter werden dürfen und durch ihre natürliche Dynamik Steilwände, Kiesbänke und Kolke ausbilden.

* Wasserverluste reduzieren: Die Altenau soll wieder mehr Wasser führen!

Die zahlreichen Eingriffe in das Ökosystem, insbesondere die Regulierung, die Tiefenbohrungen etc. haben u.a. dazu geführt, dass die Altenau heute weniger Wasser führt als noch vor 20 Jahren. Aufgrund des fehlenden Geschiebes frisst sie sich in den Untergrund ein und legt dabei immer neue Risse und Schwalge frei, in denen das Wasser versickert:

Durch die Aufweitung des Bachbettes soll die Eintiefung gestoppt und die Risse überdeckt werden. Lokal können auch kleinflächig, vorsichtig, künstliche Abdichtungsmaßnahmen vorgenommen werden.

* Rücksicht: Bei allen zukünftigen baulichen Maßnahmen in der Aue soll verstärkt Rücksicht auf die Belange des Baches genommen werden.

Wir erkennen die Möglichkeit, die Altenau wieder zu verbessern und sie wieder zu der Lebensader unseres Tales zu machen. Dazu ist allerdings mehr Engagement als bisher erforderlich. Deshalb soll die Renaturierung der Altenau neben dem Hochwasserschutz die Hauptaufgabe des Wasserverbands für das Obere Lippegebiet werden. Dieses Vorhaben ist mit großem Nachdruck zu realisieren. Die Unterzeichner sagen dem Wasserverband dabei ausdrücklich ihre Unterstützung zu.

Konkret fordern wir den WASSERVERBAND FÜR DAS OBERE LIPPEGEBIET auf,

* einen Renaturierungsplan auszuarbeiten,

* diese Planungen umgehend durchzuführen,

* bereits bestehende Planungen und Studien so schnell wie möglich zu realisieren.

Durch diese Maßnahmen würde nicht nur die Lebens- und die Erlebnisqualität im Altenautal verbessert, sondern auch das Grundwasser angereichert, die Wasserführung der Altenau vergrößert, der Artenreichtum erhöht und der Hochwasserschutz vergrößert. Letztlich kann die Altenau wieder zur heimatlichen Lebensader werden.


Mai 2001

 

Die Bilanz für die Altenau

Ziele 2001

Die Unterzeichner des Memorandums haben das Erreichen folgender Ziele gefordert:

1. Durchgängigkeit von Quelle bis Mündung: Fische sollen wieder wandern können
2. Renaturierung: Altenau soll mehr Platz bekommen
3. Wasserverluste reduzieren: Altenau soll wieder ständig Wasser führen

Weitere Forderungen waren:
4. bessere Kommunikation mit Bevölkerung und Fachkräften
5. schnellere Umsetzung („mehr Engagement“)


Die Analyse

Im Folgenden werden die geleisteten Maßnahmen und anschließend die vorliegenden Planungen bewertet. Hinsichtlich der umgesetzten Projekte werden die Maßnahmen des WOL, die auf der homepage www.altenau.nrw.de unter „Umgesetzte Maßnahmen“ aufgelistet sind, bewertet.
Alle beschriebenen Projekte wurden besichtigt, zum Großteil mehrmals, auch bei verschiedenen Wasserständen.


1. Umgesetzte Maßnahmen

Ziel: Durchgängigkeit
Situation:
Die Altenau ist durch zahlreiche Wehre, Sohlschwellen etc. unterbrochen. Dadurch können Fische und andere Organismen nicht ungehindert wandern.
Zudem wird durch größere Wehre der Geschiebetransport unterbrochen. Laut WOL gibt, bzw. gab es ca. 80 derartige Unterbrechungen von der Quelle bis zur Mündung.

Bewertung der bisherigen Maßnahmen:
• In den vergangen Jahren wurden zahlreiche Sohlschwellen und Wehre entfernt oder passierbar gemacht, etwa in Etteln, Atteln, Husen. Die Äschen können zum Beispiel jetzt wieder von Borchen bis nach Husen wandern. Größte Herausforderungen für die nächste Zeit sind große Wehre in Borchen, die Mühle in Husen (Arendes) sowie v.a. die Stauseen.



Ehemaliges unpassierbares Wehr in Husen.
Wurde bereits umgebaut.

Resümee: Insgesamt fällt die Bewertung dieses Punktes positiv aus, hier hat eine deutliche Verbesserung statt gefunden!


Ziel: Wasserverluste reduzieren

Situation: Die Altenau fällt seit 1989 jedes Jahr in den Sommermonaten trocken, v.a. in Atteln. Die Trockenzeiten werden tendenziell immer länger.

Bewertung der bisherigen Maßnahmen
• Die bisherigen Arbeiten und Planungen des WOL lassen kaum ernsthafte Ansätze zur Lösung dieses Problems erkennen. Dementsprechend ist es in den vergangenen 5 Jahren auch zu keiner Verbesserung gekommen. Im Gegenteil, die Tendenz ist sogar eher zunehmend. Mittlerweile fällt der Bach auch schon zwischen Atteln und Husen trocken.

• Die bisherigen renaturierten Abschnitte führten nicht zu einer nennenswerten Aufhöhung der Sohle und damit auch nicht zur Verringerung der Wasserverluste.

• Es liegen keine abschnittsweisen Verlustmessungen vor, es ist also noch immer nicht bekannt, in welchen Strecken wie viel Wasser versickert. Dadurch können auch keine geeigneten Gegenmaßnahmen getroffen werden, bzw. es kommt zu keiner Gewichtung der zu setzenden Maßnahmen.

• Der Stausee dürfte nach wie vor zu deutlichen Wasserverlusten führen. Neben der vermuteten Versickerung und dem unumgänglichen Wasserverlust durch Verdunstung, hat in der Vergangenheit auch immer wieder der Betrieb des Stausees zum Trockenfallen der Altenau geführt, so etwa im Herbst 2005, als kurzfristig fast kein Wasser mehr aus dem Stau abfloss und weite Bereiche des Baches daraufhin trocken fielen. Dabei verendeten zahlreiche Fische und Fischnährtiere.


Verendete Bachforelle 11/05.

Als positiven Aspekt in Sachen Wasserführung kann man das lokale Einbringen von Lehm- und Kies bewerten.
Dies führt auf wenigen Metern sicher zu einer Reduktion der Versickerungen. In Summe hat das aber keine Konsequenzen.
In Zukunft sollte diese „Geschiebe- und Lehmzugabe“ verstärkt werden.


Atteln: Altenaulehm wird eingebracht

Resümee:
Insgesamt fällt die Bewertung dieses Punktes negativ aus.
Diesem Ziel wird nach wie vor zu geringe Beachtung bei Planung und Umsetzung geschenkt.


Ziel: Renaturierung

Situation:
Die Altenau ist über weite Strecken eintönig verbaut und ist kaum noch mit einem intakten Bach vergleichbar. Sie wurde in ein enges Korsett geschnürt und kanalisiert. Der Bach hat sich zum Teil tief eingeschnitten. Die typischen Prozesse eines Baches wie Erosion, Umlagerung von Kies, Sand und Lehm finden kaum noch statt. Um dies zu ändern, muss man die Altenau renaturieren, ihr wieder mehr Platz geben.

Bewertung der Maßnahmen:
Im Folgenden werden die wesentlichsten Projekte vorgestellt und bewertet.

Etteln: Hier wurde im Ort das kanalartige Trapezprofil des Bachbettes im Rahmen eines Pilotprojektes umgestaltet.


Etteln: links regulierter Zustand, rechts Altenau aufgeweitet.

Bewertung:
Diese Maßnahme hat zu einer deutlichen Strukturanreicherung in dem Abschnitt geführt. V.a. angesichts der limitierten Rahmenbedingungen ist diese Umsetzung positiv.

Henglarn: Hier wurde ein etwa 10m kurzer Abschnitt im Altenaupark aufgeweitet.
Große Kalksteinblöcke verblieben in der Aufweitung, bzw. wurden dort eingebracht.

Bewertung:
Sehr kleine, fast nicht nennenswerte Maßnahme, die kaum positive Effekte hat. Das Belassen der riesigen Steine ist negativ, derartige „Felsen“ gehören nicht in eine renaturierte Strecke. Sie sind im Gegenteil Symbol des Verbaus und sollten auf jeden Fall entfernt werden. Auch aus didaktischen Gründen und aus Gründen der Erlebbarkeit etwa für Kinder wäre Todholz die deutlich bessere Wahl gewesen.

Zudem bieten gerade der Altenaupark und die gegenüberliegenden Flächen zahlreiche Möglichkeiten zu einer weit größeren Verbesserung. Warum ausgerechnet diese 10 Meter umgesetzt wurden, ist uns nicht ersichtlich.

Resümee:
Insgesamt ist die Renaturierung in Henglarn kaum der Rede wert, in Summe wegen der Steine eher negativ.
Die Kosten-Nutzen-Bilanz dürfte hier eindeutig negativ sein.

Atteln I:
Nach jahrelangen Vorbereitungen wurden im Sommer 2003 umfassende Maßnahmen im Bereich zwischen der ehemaligen Großen und Kleinen Mühle realisiert.
Ziel war sowohl eine Umgehung eines Mühlwehres, als auch die Renaturierung der Altenau. Die bislang größte Maßnahme an der Altenau, deshalb wird sie ausführlicher erläutert.

Zwischen der Großen und der Kleinen Mühle erhielt die Altenau ein ca. 300 m langes Flussbett. Zur Beurteilung dieses Projektes werden hier zunächst die Planungsvorgaben der tatsächlichen Umsetzung gegenübergestellt:

Aussagen der Planung:
• aktive Laufverlängerung
• Bäume sind zu erhalten
• ehemaliger Mühlbach als Altarm erhalten
• Beseitigung von Ufersicherung und Bauschutt
• Neupflanzung von Ufergehölzen


Altenau mit Weiden und Pappeln vor der Renaturierung, in Blickrichtung Große Mühle.


Die Umsetzung:
• keine aktive Laufverlängerung
• praktisch alle großen Bäume (23!) wurden gefällt
• Altarm zugeschüttet,
• Uferverbau und Bauschutt wurde z.T. belassen, ein Prallufer wurde sogar zunächst neu gesichert
• keine Neupflanzungen


Bereich der Großen Mühle nach Renaturierung:
Mühlgraben verfüllt, Bäume entfernt oder „geköpft“.

Das Resultat nach 3 Jahren:
• Lauf bleibt schmal und gerade, Altenau kann sich nicht selbst „befreien“
• Sohleintiefung wurde nicht gestoppt, möglicherweise gar erhöht. Die eingebauten Querbäume hängen z.T. in der Luft und sind damit fast wirkungslos.
• Landschaftliche Verarmung durch das Fehlen prägender Bäume
• Wertvolles Rückzugsgebiet für Fische und Laichgebiet für Amphibien wurde mit dem Zuschütten des Mühluntergrabens zerstört.


Eintiefung:
Die eingebauten Stämme werden mittlerweile unterflossen


Resümee:

Insgesamt ist dieses Projekt v.a. hinsichtlich einer Vorbildwirkung negativ zu bewerten. Zwar stellt die Umgehung des Wehres eine Verbesserung dar, aber im Hinblick auf die Renaturierung des Baches überwiegen die negativen Eindrücke. Die Diskrepanz zwischen Planung und Umsetzung ist zudem groß. Das Potenzial dieses Bereiches und des Projektes wurde bei weitem nicht ausgenutzt.

Fachlich verdeutlicht dieses Projekt, dass die Philosophie „die Altenau soll sich selbst renaturieren“, nicht greift. Ohne aktive Laufverlängerung sind derartige Projekte zum Scheitern verurteilt.

Atteln II:
Der Verein Naturbad Altenautal e.V. hat das Freibad in Atteln zu einem Naturbad umgebaut. Dazu wurden zusätzliche Flächen an der Altenau benötigt. Der Heimatverein Atteln hat aus diesem Grund 2004 eine Wiese am Bach erworben. Ein Teil der Wiese wurde für Renaturierung der Altenau zur Verfügung gestellt.

Die Altenau hat sich hier in den vergangenen 20 Jahren um ca. 1-1,5m eingegraben und dabei zahlreiche Klüfte freigelegt, in denen das Wasser sichtbar versickert. Teilweise fließt sie schon auf blankem Fels.


Eintiefung:
Vor ca. 35 Jahren stand diese Weide direkt an der Wasserlinie,
heute steht sie etwa 1,30 darüber.

Auch der Raingraben hat sich vor der Mündung infolge rückschreitender Erosion um etwa 1m eingetieft.

Im August 2005 fanden die Bauarbeiten statt. Konkret wurde Aushubmaterial aus dem Freibad in die Altenau eingebaut, Ufersicherungen entfernt, das Bachbett lokal aufgeweitet und ein „Mini-Nebenarm“ angelegt. Hier wurde ebenfalls die Philosophie vertreten, dass man nur die Renaturierung initiiert, dass sich die Altenau dann aber selber „erholen“ soll.


Bewertung der Maßnahmen

• Als sehr positiv wird die Einbringung von Altenaukies und –lehm gesehen. Das führt zu einer lokalen und temporären leichten Aufhöhung und einer Strukturierung der Bachsohle.

• Die Aufweitungen sehen auf den ersten Blick zwar recht ansehnlich aus, haben aber nicht zu der gewünschten Dynamisierung und Auflösung des geraden Gewässerverlaufs geführt. Nach einigen höheren Abflüssen wird deutlich, dass die Seitenerosion minimal ist und dass sich der gestreckte Verlauf wieder einstellt. Der Bach gräbt sich auch wieder tiefer in das eingebrachte Material ein.

• Es wurden nicht alle Uferbefestigungen entfernt.
• Diskrepanz zwischen Planungen und Umsetzung.
Das Kasseler Büro WAGU sah für diesen Bereich vor:
o Neuanlage eines großen Mäanders
o Neupflanzung von Gehölzen (Initialpflanzungen).
Zur Umsetzung kamen dann
o lokale Aufweitungen,
o bislang keine Neupflanzungen.


Resümee:
Die Möglichkeiten, die sich hier für eine Renaturierung bieten, wurden nicht ausgeschöpft.

Fachlich gesehen bestätigt auch dieses Projekt, dass sich die Altenau nicht von allein helfen kann. Nur den Uferverbau herausnehmen, hat kaum Konsequenzen.
Der Bach ist dermaßen gestört, dass ihm nur mit Einbau von Hindernissen oder mittels eines neuen Bachverlaufs geholfen werden kann.

Husen I:
Vor Jahren wurde die alte Kläranlage abgerissen. Auf dem Gelände war der Altenaulauf “klassisch“, d.h. gestreckt, reguliert, monoton.
Der WOL hat im September 2004 den alten Lauf verblockt und auf etwa 25m Länge zwei Bachschlingen vorgebaggert.


Dynamische Altenau bei Husen mit Steilufer,
Todholz und Schotterbänken

Bewertung:
Absolut positiv. Die Seitenerosion ist intensiv, Umlagerungsprozesse finden statt. Zudem lagert sich zunehmend Todholz im Bachbett ab, eine weitere Bereicherung für den Abschnitt.
Vorbildhaftes Projekt. Es zeigt auch, wie der Altenau aktiv zu helfen ist. Klein, aber oho!

Husen II: Wie überall ist auch knapp unterhalb der Staumauer der Bach reguliert. Hier wurde vom WOL im September 2004 eine Gerinneverzweigung angelegt, d.h. es wurde auf etwa 25 m eine Art Graben gebaggert.

Bewertung:
Von einer echten Gerinneverzweigung kann hier nicht gesprochen werden. Der Arm liegt fast das ganze Jahr über trocken und wird nur bei großen Abflüssen durchflossen. Erosion findet nicht statt, eher die Verlandung. Er hat den Charakter einer Hochflutrinne.

Sehr lokale Maßnahme ohne positive Konsequenzen.

Detail: Bäume am Ufer
Ein besonderes und wichtiges Detail aus Sicht des Heimatvereins ist der Umgang des WOL mit großen Bäumen entlang der Altenau.
In Projektgebieten werden regelmäßig große Bäume entfernt.



Im Zuge der Renaturierung gefällte Silberweiden in Atteln.

Drastischstes Beispiel ist das Projekt Atteln I, wo insgesamt 23 große Bäume gefällt wurden, darunter drei alte, landschaftsprägende Silberweiden in der Nähe der Großen Mühle (siehe Fotos oben). Diese hatten über Jahrzehnte den Eingang des Dorfes geprägt. Aber auch außerhalb der Projekte werden die Bäume in letzter Zeit zunehmend gefällt. Dabei werden vor allem Hybridpappeln ausgewählt, auch wenn sie noch vollkommen gesund sind. Aus ökologischer Sicht ist ein derart radikales Vorgehen nicht nachvollziehbar.

Die zumeist sehr großen Pappeln sind in ihrer ökologischen Wertigkeit kaum schlechter als andere vergleichbare Baumarten. Auch die Beschaffenheit und Haltbarkeit des Holzes unterscheidet sich nicht von anderen Weichholzarten (z.B. Silberweide). In der Realität werden dann beim Fällen der Pappeln gleich andere „standortgerechte“ Baumarten gleich mit entfernt. So wurden zwischen der Attelner Schützenhalle und dem Freibad neben den Hybridpappeln (nur diese waren mit dem HV Atteln abgesprochen) auch 9 Eschen, 6 Schwarzerlen und 1 Silberweide gefällt.

Durch diese Vorgangsweise wird nicht nur die ökologische Wertigkeit der Aue reduziert, sondern auch das Landschaftsbild für Jahrzehnte verändert. Die „Ersatzpflanzungen“ können erst in weiteren 30 – 50 Jahren tatsächlich so etwas wie ein Ersatz sein, also etwa im Jahr 2050!


2. Planung

Eine der Forderungen des Memorandums war es, eine Renaturierungsplanung auszuarbeiten. Dies ist auch geschehen. Der WOL hat 2002 das Planungsbüro WAGU mbH (Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie, Umweltplanung) aus Kassel damit beauftragt, ein derartiges Konzept für die gesamte Altenau zu erstellen. Diese „Maßnahmenkonzeption zur Renaturierung der Altenau“ wird hier anhand einiger ausgesuchter Beispiele analysiert.

Bewertung:
Die vorliegende Konzeption der WAGU enthält eine Vielzahl von Vorschlägen, um die Durchgängigkeit und die ökologische Qualität der Altenau zu verbessern.
An den Zielen des Memorandums gemessen ergibt sich dabei folgendes Bild:

• Durchgängigkeit: Die Vorschläge sind so gewählt, dass dieses Ziel des Memorandums damit erreicht werden kann (Borchen, Atteln, Husen).

• Wasserverluste reduzieren: Weder für die Versickerungen im Bachbett, noch für die immer größer werdenden Schwalglöcher werden konkrete Vorschläge gemacht. Auf die Verringerung der Wasserverluste wird nicht eingegangen.

• In Sachen Renaturierung sind die gemachten Vorschläge letztlich nicht zielführend.

Generell:
• Durch das gesamte Konzept zieht sich der Grundsatz, dass die Renaturierung initiiert, die Altenau dann aber sich selbst überlassen werden soll. Zumeist wird vorgeschlagen, Uferrandstreifen (10m) zu erwerben, die Uferbefestigung „partiell zu entfernen“, Hochflutrinnen anzulegen, Hybridpappelbestände sukzessive zu fällen oder lokale Störelemente einzubauen („Dreiecksbuhnen“).
Genau diese Maßnahmen werden aber – wie die Erfahrungen der umgesetzten Projekte zeigen - nicht zum Ziel führen.

• Eine Orientierung an den gesetzlich verpflichtenden Vorgaben der Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) ist nicht erkennbar. Auch fehlen dementsprechende Angaben, ob und wo der „gute Zustand“ an der Altenau erreicht werden kann.

Paddelteich Henglarn
Das flächenmäßig größte Quellgebiet des Planungsgebietes ist der Bereich des „Paddelteichs“ in Henglarn. Dieser Bereich ist einzigartig für das Altenautal und sollte dementsprechend behandelt werden. Die Planung des WAGU sieht hier eine Umgestaltung des unmittelbaren Teiches vor, mit zum Teil äußerst detaillierten Angaben, etwa über die Lage eines Grillplatzes. Das Quellgebiet ist allerdings viel größer.

• Auf die anderen Quellen, Wasserläufe und Drainagegräben vor allem flussabwärts geht das Konzept nicht ein.

Links: Quellenvegetation. Rechts: Mündung des Quellbaches in die Altenau.

• Die Vorschläge für die Einmündung des Quellbaches in die Altenau sind enttäuschend. Derzeit verläuft dieser Zufluss schnurgerade durch einen Wald aus Hybridpappeln und Eschen (Foto rechts). Das Renaturierungspotenzial für eine Laufverlängerung und Anhebung des Wasserspiegels ist enorm. Der Vorschlag der WAGU ist hier vielmehr technischer Natur: Umgestaltung der Mündung in eine „rauhe Schüttsteinrampe“.

• Es fehlt ein Gesamtkonzept für den Quellbereich.


3. Gesamtbilanz

Die bisher geleisteten Arbeiten stellen ohne Zweifel eine Verbesserung gegenüber den Zeiten vor dem Memorandum dar.
Einzelne Projekte sind durchaus vorbildlich. In Summe ergibt sich jedoch ein negatives Bild.

• Durchgängigkeit: Sowohl die umgesetzten Maßnahmen, als auch die Planungen sind auf dem richtigen Weg. Die weiteren entscheidenden Schritte stellen v.a. die Umbauten der Stauseen in Husen und der großen Wehre in Borchen dar.

• Wasserverlust reduzieren: Eine Strategie, die Wasserverluste zu reduzieren ist nicht erkennbar. Diesem Ziel wird nach wie vor zu geringe Beachtung bei Planung und Umsetzung geschenkt. Positiv ist in diesem Zusammenhang allein die Einbringung von Altenaukies, bzw. Altenaulehm.

• Renaturierung: Zum einen waren die umgesetzten Maßnahmen sehr kleinräumig. In den vergangenen 5 Jahren wurden Projekte auf insgesamt ca. 500 bis 700 Meter realisiert. Zum anderen führen die umgesetzten Maßnahmen zu einer „Restrukturierung“ der Altenau, nicht aber zu einer Renaturierung. Das gleiche gilt für die Planungen, sollten die Vorschläge umgesetzt werden.

• Die Vorgaben der Wasserrahmen-Richtlinie können so kaum erreicht werden.

Geht es in dieser Art weiter und werden weitere Projekte gemäß den vorliegenden Planungen umgesetzt, können weder die Ziele des Memorandums, noch die gesetzlichen Vorgaben der Wasserrahmen-Richtlinie, nämlich der „guten Zustand“ des Gewässers, erreicht werden.


4. Vorschläge und Anregungen

Aus den gemachten Erfahrungen müssen nun die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Im Hinblick auf das Memorandum und die gesetzlichen Vorgaben hält der Heimatverein Atteln folgende Anregungen für notwendig:

• Schotterzugabe: Wo immer im Altenau- und angrenzenden Sauertal Schotter oder Auelehm anfällt (Hausbau, Kanalarbeiten…), sollte er gesammelt und später in die Altenau eingebaut werden. Dieser Vorgangsweise des WOL sollte ausgebaut werden.

• Todholz im Bach verwenden/zulassen: Todholz im Bach ist einer der wichtigsten Elemente eines funktionierenden Baches. Teilweise wird das Holz derzeit schon belassen, zumeist jedoch entfernt.


Umgestürzte Bäume belassen, bzw. einbringen.

• Uferbäume stehen lassen: Große Bäume, auch Hybridpappeln, sollen am Bach stehen bleiben. Falls notwendig, sind sie einzeln und nicht in ganzen Gruppen zu fällen.


Silberweiden vor Husen

• Konzept zur Verringerung der Wasserverluste erstellen: als ersten Schritt in diese Richtung wären abschnittsweise Durchflussmessungen wünschenswert, um festzustellen, wo und wie viel Wasser versickert. Daran sollte sich dann auch die Reihung notwendiger Renaturierungsprojekte orientieren.

• Stauseen gemäß den Planungen zügig umbauen: neben den Renaturierungen der Altenau sind auch die Planungen und Behördenverfahren für den Umbau der Stauseen mit Nachdruck zu behandeln und umzusetzen.

• Neue Renaturierungsoffensive: Wo immer möglich muss die Altenau aktiv aus ihrem tiefen Bett heraus in ein neues geleitet werden. Das können einzelne Bachmäander, aber auch abschnittsweise ein neuer Bachlauf sein.

Als Vorbild kann hier die Renaturierung der Sauer oberhalb des Rückhaltebeckens Sudheim dienen. Hier hat der WOL dem Bach über große Strecken ein neues Bett vorgegeben und dem Bach dann freien Lauf gelassen. Abrücken vom Ansatz der „Uferrandstreifen“ und dem Grundsatz „die Altenau soll das selber machen!“. Das funktioniert nicht, die Altenau braucht mehr Hilfe zur Selbsthilfe als gedacht!

• Stärkere Berücksichtigung Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL): Die Planungen und die Maßnahmen müssen sich erkennbar an dem Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen „guten Zustand“ des Gewässers orientieren.

Dazu gehört auch eine verstärkte Beteiligung der Bevölkerung. Gemäß den rechtlichen Vorgaben der WRRL haben die beteiligten Behörden die Pflicht, die Bevölkerung an derartigen Flussprojekten aktiv zu beteiligen und zwar nachhaltig, d.h. für die Dauer der Projekte. Zwar ist dies infolge des Memorandums besser geworden, aber es gibt hier deutlichen Verbesserungsbedarf.


5. Ausblick

Das entscheidende Verfahren, die wichtigste Voraussetzung und der größte Hoffnungsschimmer für die Altenau ist das kürzlich angelaufene Bodenordnungsverfahren Altenautal. Mit diesem Instrument sollen Flächen entlang des Baches erworben werden. Nur wenn große, breite Flächen zur Verfügung stehen, kann man „groß“ umsetzen. Zehn Meter breite Uferrandstreifen reichen zur Verbesserung der Altenau nicht aus.

Wird dieses Verfahren engagiert mit der notwendigen Konsequenz betrieben, dann sind die Voraussetzungen für die Altenau geschaffen. Werden dann noch aus den bisherigen Erfahrungen die richtigen Schlüsse gezogen und die Bevölkerung intensiv an der Umsetzung beteiligt, dann kann die Altenau tatsächlich zu einem nationalen Vorbild werden. Der Heimatverein Atteln und wohl auch alle anderen Altenaufreunde sind dazu bereit.


Hoffnung für Zukunft:
Volker Karthaus, WOL und Heiner Voss, HV Atteln
vor dem neuen Bachlauf in Atteln, der anlässlich des Jubiläums geflutet wurde.

Mit dieser Analyse und diesen Vorschlägen hofft der Heimatverein einen wertvollen Beitrag zu unserem gemeinsamen Ziel – einer gesunden Altenau – geleistet zu haben.


Lichtenau-Atteln, am 6. April 2006
DI Ulrich Eichelmann für den HV Atteln e.V.

(Die Bilanz als PDF-Datei!)