Auswirkungen des
Hochwassers auf die renaturierten Strecken der |
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Am 23. August kam es infolge heftiger Regenfälle zu einem mittlerem Hochwasser in der Altenau . Sämtliche Hochwasserrückhaltebecken wurden angestaut. In Atteln hatte der Reingraben eine enorme Wasserführung – der Wasserspiegel reichte bis an den Attelner Kindergarten.
Derartige Abflüsse eignen sich dazu, die Effekte der bisherigen
Maßnahmen zu beurteilen, v.a. auch in Bezug zu den eigenen Erwartungshaltungen.
Vom 28. bis 30.08. bin ich in Atteln die bisher renaturierten Strecken abgelaufen.
Der Wasserstand war noch immer hoch, Sauer und Reingraben flossen.
Ich bin dabei von „oben nach unten“ vorgegangen.
1. Wiese Vahle
Alle Schlingen intakt, keine größeren Verklausungen wie im Frühling. Die Weide von Vahle hat großflächig unter Wasser gestanden, nur der Schuppen blieb trocken. Das Wasser ist aber nicht nur direkt von der Altenau, sondern auch über den Acker von Wilhelm Vahle gekommen (der Acker stromauf), also von einem Parallelgerinne. Auch eine Woche nach dem Hochwasser sind einige Weidenbereiche unter Wasser und erinnern an eine Feuchtwiese.
Foto 1: Einzige „Feuchtwiese“ in Atteln.
Die Uferböschung zwischen den beiden Schlingen sind nur noch etwa 1m breit und werden leicht überflossen (Foto 2). Beim nächsten größeren HW könnte es durchbrechen und dann fiele die Schlinge in der Weide trocken (was schade wäre). Der Druck des Wassers ist auch deshalb so groß, weil die kleinen Umgehungsgerinne inzwischen sehr hoch liegen und nur noch wenig Wasser aufnehmen (v.a. durch den Grasbewuchs höht sich das Gerinne auf). Bei der Besichtigung war das erste Umgehungsgerinne trotz des hohen Wasserstandes völlig trocken
Foto 2: Der Uferdamm zischen den Schlingen droht bald zu brechen.
Vorschlag:
Um den Bereich in seiner jetzigen Qualität dynamisch zu erhalten, sollten
zum einen die Umgehungsgerinne vertieft werden.
Ich habe das erste Gerinne um etwa 25 cm vertieft. Den Effekt zeigt Foto 3.
Gleiches ist mit dem 2. Gerinne geschehen (Abtiefung um 10cm).
Da sollte der WOL nachbessern.
Zum anderen sollte man am Ende des ersten ehemaligen „Fischteichs“
einen Überlauf in das alte Altenaubett baggern, um so ein Überrinnen
des Uferdammes zu verhindern/reduzieren. Dazu bietet sich eine bereits vorhandene
Mulde zur Vertiefung an (Foto 4). Die Bepflanzung des Dammes kann auch nicht
schaden.
Foto 3: Erstes Umgehungsgerinne nach Vertiefung des Einlaufs.
Foto 4: Der entstandene Überlauf von der ersten Schlinge sollte vertieft
werden.
Die Vernässung in der Weide ist v.a. in dem unteren/flußabwärtigen Teil ziemlich stark.
2. Die beiden Schlingen unterhalb
Die im April letzten Jahres gebaggerten Schlingen haben sich bewährt. Geschiebe wurde umgelagert, es fanden Auskolkungen statt. Seitenerosion ebenfalls, wenn auch in eher geringem Ausmaß. Kleine Inseln sind entstanden, insgesamt ein wunderschön strukturierte Strecke, in der Eisvogel und Wasseramsel ihr Hauptnahrungsgebiet haben. Der kleine Auwald entwickelt sich gut.
3. Bereich unterhalb der Kreisstraße bis Kleine Mühle
Auffälligster Effekt ist hier, dass der erst kürzlich aufgeschüttete Damm im Gerinne weggespült und die angelegte Schlinge nahe der Sauermündung somit zerstört wurde. Ansonsten hat es geringfügige Seitenerosion und vermutlich stärkere Tiefenerosion gegeben. Insgesamt fließt die Altenau in dem Abschnitt noch immer viel zu schnell und einheitlich geradeaus, v.a. in der so genannten Umflut.
Auch unterhalb der Sauermündung hat es wenig Seitenerosion gegeben. Trotzdem ist einiges an neuem Schotter auf der Sohle sichtbar. Sehr wahrscheinlich das Produkt von lokalen Auskolkungen.
Vorschlag:
Wiederherstellung der Schlinge und Anlage einer weiteren Schlinge oder Aufweitung
(davon gibt es an dem Bach auch nicht viele) etwa weiter flussauf. ((Vorschlag
für später, wenn die Wiese von Wulf erworben wurde: Abflachung der
Ufer im Bereich der Sauermündung, die vor Jahren vom WOL mit Altenaukies
aufgeschüttet wurden. Zudem sollen die schweren Steine aus dem Böschungsfuß
der Eisvogelsteilwand herausgebaggert werden. Die verhindern im Wesentlichen
die Seitenerosion.
4. Bereich Naturbad
Auffälligster Effekt hier ist der relativ große Geschiebeeintrag, v.a. über den Reingraben, der offensichtlich noch immer geschiebeführend ist und zudem eine große Auskolkung nahe der Mündung in die Altenau hatte. Jedenfalls war unterhalb des Reingrabens mehr Kies in der Altenau, als oberhalb.
Foto 5: Reingraben mit Kieskegel nahe Mündung |
Foto 6: Altenau unterhalb des Reingrabens. |
Seitenerosion gab es dagegen kaum, es fand eher eine weitere Vertiefung des
Gerinnes statt. Der oberhalb der Holzbrücke ausgebaggerte kleine Seitenarm
war bei der Begehung schon nicht mehr durchflossen (Foto 7). Auch die Steilwand
flussauf (Foto 8) war unverändert.
Foto 7: Der Seitenarm am rechten Ufer liegt zu hoch.
Foto 8: Das Moos zeigt, dass die Wand sich „nicht bewegt hat“.
Vorschlag:
Die einzelnen Maßnahmen wurden mit Volker Karthaus schon vorher besprochen.
Grundsätzlich sollte hier die Altenau stärker ihren Raum nutzen können.
Dazu gehört auch die Vertiefung des Seitenarms und die Verbreiterung der
Reingrabenmündung.
Fazit
Insgesamt hat das Hochwasser wohl zu einer stärkeren Strukturierung
der Bachsohle geführt. Es gibt jetzt tiefere Kolke und einige schöne
kiesige Uferbereiche. An vielen Stellen ist helleres, neues Geschiebe zu sehen
und der Untergrund ist „weicher“. Für alle Fische und Fischnährtiere
ein großer Vorteil. Leider stammt der Geschiebeeintrag kaum aus Seitenerosion,
die Ufer sind weitgehend stabil geblieben. In einigen Bereichen ist es sogar
zu einer Vereinheitlichung und Vertiefung des Bachbetts gekommen.
Mit den angeführten und zum Großteil mit Volker Karthaus schon angesprochenen
Maßnahmen sollte sich die Bilanz in dem Abschnitt ziemlich verbessern.
Und außerdem dürfte die Altenau seit langem mal wieder ein ganzes Jahr lang nicht austrocknen!
Ulrich Eichelmann, 30.8.2007